Cannabis bei chronischen Schmerzen: Potenziale und Grenzen

Mann mit markierter Wirbelsäule und Cannabis-Symbol, symbolisiert Cannabis bei chronischen Schmerzen.

Chronische Schmerzen betreffen weltweit Millionen Menschen und stellen sowohl medizinisch als auch gesellschaftlich eine erhebliche Herausforderung dar. In Deutschland leiden etwa 23 Prozent der Bevölkerung an chronischen Schmerzen, die das tägliche Leben stark beeinträchtigen können. Während herkömmliche Schmerztherapien wie Analgetika oder physiotherapeutische Maßnahmen oft nur begrenzte Erfolge erzielen, wird zunehmend medizinisches Cannabis als mögliche Behandlungsoption in Betracht gezogen. Doch wie genau wirkt Cannabis bei chronischen Schmerzen, und was sagt die wissenschaftliche Forschung dazu?

Was sind chronische Schmerzen?

Chronische Schmerzen definieren sich als anhaltende Schmerzen, die länger als drei Monate andauern¹. Diese Schmerzen können sowohl das körperliche als auch das psychische Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen und führen nicht selten zu Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen. Die Ursachen für chronische Schmerzen sind vielfältig und umfassen Nervenschäden, entzündliche Prozesse sowie Funktionsstörungen des Nervensystems. Auch psychologische Faktoren, wie Stress und traumatische Erlebnisse, können chronische Schmerzen begünstigen.

Häufige Ursachen für chronische Schmerzen

Die Entstehung chronischer Schmerzen kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden. Eine der häufigsten Ursachen ist der natürliche Alterungsprozess, der zu Verschleißerscheinungen des Bewegungsapparates führen kann. Typische Beispiele hierfür sind Arthrose oder Bandscheibenvorfälle, die starke und anhaltende Schmerzen verursachen können². Auch Verletzungen, Unfälle oder Operationen können chronische Schmerzen zur Folge haben. Darüber hinaus können neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Tumorerkrankungen schmerzhafte Symptome hervorrufen. Bei vielen Betroffenen bleibt die genaue Ursache der Schmerzen jedoch unklar, was die Behandlung zusätzlich erschwert.

Das Endocannabinoid-System und die Rolle von Cannabis

Das Endocannabinoid-System ist ein wesentlicher Bestandteil der Schmerzverarbeitung im menschlichen Körper. Es besteht aus Rezeptoren, die auf Cannabinoide reagieren, wie sie in der Cannabispflanze vorkommen. Zu den beiden wichtigsten Cannabinoiden zählen THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). THC ist vor allem für seine psychoaktiven Effekte bekannt, während CBD überwiegend beruhigende und entzündungshemmende Eigenschaften aufweist.

Wie wirkt Cannabis bei chronischen Schmerzen?

Medizinisches Cannabis entfaltet seine Wirkung durch die Interaktion von THC und CBD mit den CB1- und CB2-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems. CB1-Rezeptoren befinden sich vorwiegend im zentralen Nervensystem und sind maßgeblich an der Schmerzwahrnehmung beteiligt. THC bindet an diese Rezeptoren und kann so die Schmerzsignale blockieren³. Dies führt zu einer Linderung der Schmerzen, insbesondere bei neuropathischen Schmerzen, die durch Schädigungen der Nerven verursacht werden.

CBD hingegen interagiert mit CB2-Rezeptoren, die vorwiegend im Immunsystem lokalisiert sind. Hier entfaltet es seine entzündungshemmenden Effekte, die vor allem bei entzündungsbedingten Schmerzen, etwa bei rheumatoider Arthritis, von Bedeutung sind. Durch diese doppelte Wirkung kann medizinisches Cannabis sowohl körperliche als auch psychische Schmerzen lindern und gleichzeitig das allgemeine Wohlbefinden steigern.

Studienlage: Was sagt die Forschung?

Die Forschung zu Cannabis bei chronischen Schmerzen hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass Cannabis in bestimmten Fällen wirksam bei der Schmerzreduktion sein kann⁴. Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 zeigte, dass insbesondere bei neuropathischen Schmerzen und bei Krebspatienten, die unter starken Schmerzen leiden, positive Effekte beobachtet wurden.

Jedoch betonen Wissenschaftler auch, dass weitere, groß angelegte klinische Studien erforderlich sind, um die genaue Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis als Schmerztherapie zu bewerten. Bisherige Studien weisen häufig auf eine moderate Schmerzlinderung hin, wobei die genaue Dosierung und das Verhältnis von THC zu CBD eine entscheidende Rolle spielen. Interessant ist dabei, dass Patienten unterschiedlich auf Cannabinoid-Therapien reagieren, weshalb die individuelle Anpassung der Behandlung wichtig ist.

Anwendung von Cannabis bei chronischen Schmerzen

Die Wahl der richtigen Cannabissorte und des Verhältnisses von THC zu CBD hängt von der Art der Schmerzen und den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. In Deutschland sind verschiedene medizinische Cannabisprodukte auf Rezept erhältlich, die sowohl THC- als auch CBD-haltige Präparate umfassen.

THC vs. CBD: Welches Cannabinoid ist das richtige?

Für die Behandlung von chronischen Schmerzen kommt es vor allem auf das richtige Verhältnis zwischen THC und CBD an. THC ist vor allem bei starken, neuropathischen Schmerzen wirksam, während CBD entzündungsbedingte Schmerzen lindern kann. Einige Studien legen nahe, dass eine Kombination beider Cannabinoide die besten Ergebnisse erzielt, da sie synergistisch wirken können.

Besonders wichtig ist die Berücksichtigung möglicher Nebenwirkungen. Während THC bei einigen Patienten unerwünschte psychoaktive Effekte hervorrufen kann, wird CBD in der Regel gut vertragen. Daher könnte eine Behandlung, die überwiegend auf CBD basiert, eine risikoärmere Alternative für Patienten darstellen, die keine psychoaktiven Wirkungen wünschen. In jedem Fall sollte die Therapie unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die optimale Dosierung und Anwendung zu gewährleisten.

Nebenwirkungen und Risiken von Cannabis

Wie bei jeder medikamentösen Therapie gibt es auch bei der Verwendung von Cannabis potenzielle Nebenwirkungen. Zu den häufigsten zählen Schwindel, Müdigkeit, trockener Mund und Konzentrationsschwierigkeiten. Bei höheren THC-Dosen kann es zudem zu psychischen Nebenwirkungen wie Angstzuständen oder Paranoia kommen. Langfristige Auswirkungen von medizinischem Cannabis sind bislang noch nicht ausreichend erforscht, weshalb Ärzte eine regelmäßige Überprüfung der Behandlung empfehlen⁵.

Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland

In Deutschland ist der Einsatz von medizinischem Cannabis seit 2017 unter bestimmten Voraussetzungen legal. Patienten, die unter schweren, chronischen Schmerzen leiden und bei denen herkömmliche Therapien nicht anschlagen, können von ihrem Arzt ein Cannabis-Rezept erhalten. Allerdings müssen die Kosten von den Krankenkassen nur in Ausnahmefällen übernommen werden, was die finanzielle Belastung für viele Betroffene erheblich erhöht.

Interessanterweise sind in Deutschland strikte Richtlinien für die Verschreibung von Cannabis in Kraft, was bedeutet, dass nur unter bestimmten Voraussetzungen und nach einem umfangreichen Genehmigungsprozess Zugang zu medizinischem Cannabis gewährt wird. Dies erschwert den Zugang zu einer potenziell wirksamen Behandlung für viele Patienten.

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Cannabis bei chronischen Schmerzen

Welche Erfahrung hast du mit Cannabis bei chronischen Schmerzen?

Studienlage: Was sagt die Forschung?

Die Forschung zu Cannabis bei chronischen Schmerzen hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass Cannabis in bestimmten Fällen wirksam bei der Schmerzreduktion sein kann⁴. Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 zeigte, dass insbesondere bei neuropathischen Schmerzen und bei Krebspatienten, die unter starken Schmerzen leiden, positive Effekte beobachtet wurden.

Jedoch betonen Wissenschaftler auch, dass weitere, groß angelegte klinische Studien erforderlich sind, um die genaue Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis als Schmerztherapie zu bewerten. Bisherige Studien weisen häufig auf eine moderate Schmerzlinderung hin, wobei die genaue Dosierung und das Verhältnis von THC zu CBD eine entscheidende Rolle spielen. Interessant ist dabei, dass Patienten unterschiedlich auf Cannabinoid-Therapien reagieren, weshalb die individuelle Anpassung der Behandlung wichtig ist.

Potenzielle Wechselwirkungen und Langzeiteffekte

Eine weitere wichtige Überlegung bei der Anwendung von Cannabis als Therapieoption für chronische Schmerzen sind mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Da Cannabis sowohl auf das Nervensystem als auch auf das Immunsystem wirkt, können in Kombination mit anderen Arzneimitteln, wie zum Beispiel Schmerzmitteln, Antidepressiva oder Blutdruckmedikamenten, unerwünschte Wirkungen auftreten. Es ist daher entscheidend, dass Patienten, die medizinisches Cannabis verwenden, dies unter ärztlicher Aufsicht tun und alle potenziellen Wechselwirkungen im Vorfeld besprechen.

Ein weiterer offener Forschungsbereich betrifft die Langzeiteffekte des Cannabisgebrauchs bei chronischen Schmerzen. Während kurzfristige Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt haben, fehlen bisher Langzeitstudien, die die Wirksamkeit und Sicherheit über mehrere Jahre hinweg untersuchen. Besonders im Hinblick auf die mögliche Entwicklung einer Toleranz gegenüber den schmerzlindernden Effekten von Cannabis sind weitere Untersuchungen notwendig. Dies gilt ebenso für die Frage, inwieweit die regelmäßige Einnahme von Cannabis das Risiko von Abhängigkeiten oder anderen psychischen Beeinträchtigungen erhöht.

Zukunftsperspektiven der Cannabinoid-Forschung

Die Forschung zu Cannabis und Cannabinoiden steht noch am Anfang, doch das Potenzial für die Behandlung chronischer Schmerzen ist enorm. Zukünftige Studien werden zeigen, welche Cannabinoide oder Kombinationen am effektivsten sind und wie Patienten optimal von dieser Therapie profitieren können. Zudem könnten neue Entwicklungen im Bereich synthetischer Cannabinoide oder individueller Behandlungskonzepte auf Grundlage des genetischen Profils von Patienten die Schmerzbehandlung weiter verbessern.

Fazit: Cannabis als ergänzende Therapieoption bei chronischen Schmerzen

Medizinisches Cannabis stellt eine vielversprechende Ergänzung zur Behandlung chronischer Schmerzen dar, insbesondere für Patienten, die auf herkömmliche Therapien nicht ausreichend ansprechen. Die Wirksamkeit von Cannabis hängt jedoch stark von der individuellen Situation des Patienten sowie der genauen Dosierung und Zusammensetzung der Cannabinoide ab. Obwohl die Studienlage erste positive Ergebnisse zeigt, sind weitere Forschungen notwendig, um die langfristigen Effekte und die optimale Anwendung von Cannabis besser zu verstehen.

Quellenangaben
  1. Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. „Definition chronischer Schmerzen.“ https://www.dgschmerzmedizin.de (Zugriff am 09. September 2024)
  2. Arthritis Foundation. „Osteoarthritis and Pain.“ https://www.arthritis.org (Zugriff am 16. September 2024)
  3. Baron, E. P. “Comprehensive review of medicinal marijuana, cannabinoids, and therapeutic implications in medicine and headache: What a long strange trip it’s been.” *Headache: The Journal of Head and Face Pain* (2015). https://go.drugbank.com/articles/A32824 (Zugriff am 10. September 2024)
  4. Häuser, W., et al. “Systematic review with meta-analysis of cannabinoids for chronic pain: A focus on the adverse effects.” *Journal of Clinical Medicine* (2020). https://www.bmj.com/content/374/bmj.n1034 (Zugriff am 15. September 2024)
  5. European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction. “Medical use of cannabis and cannabinoids.” https://www.emcdda.europa.eu (Zugriff am 11. September 2024)

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Cannabis bei chronischen Schmerzen: Potenziale und Grenzen

Mann mit markierter Wirbelsäule und Cannabis-Symbol, symbolisiert Cannabis bei chronischen Schmerzen.

Chronische Schmerzen betreffen weltweit Millionen Menschen und stellen sowohl medizinisch als auch gesellschaftlich eine erhebliche Herausforderung dar. In Deutschland leiden etwa 23 Prozent der Bevölkerung an chronischen Schmerzen, die das tägliche Leben stark beeinträchtigen können. Während herkömmliche Schmerztherapien wie Analgetika oder physiotherapeutische Maßnahmen oft nur begrenzte Erfolge erzielen, wird zunehmend medizinisches Cannabis als mögliche Behandlungsoption in Betracht gezogen. Doch wie genau wirkt Cannabis bei chronischen Schmerzen, und was sagt die wissenschaftliche Forschung dazu?

Was sind chronische Schmerzen?

Chronische Schmerzen definieren sich als anhaltende Schmerzen, die länger als drei Monate andauern¹. Diese Schmerzen können sowohl das körperliche als auch das psychische Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen und führen nicht selten zu Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen. Die Ursachen für chronische Schmerzen sind vielfältig und umfassen Nervenschäden, entzündliche Prozesse sowie Funktionsstörungen des Nervensystems. Auch psychologische Faktoren, wie Stress und traumatische Erlebnisse, können chronische Schmerzen begünstigen.

Häufige Ursachen für chronische Schmerzen

Die Entstehung chronischer Schmerzen kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden. Eine der häufigsten Ursachen ist der natürliche Alterungsprozess, der zu Verschleißerscheinungen des Bewegungsapparates führen kann. Typische Beispiele hierfür sind Arthrose oder Bandscheibenvorfälle, die starke und anhaltende Schmerzen verursachen können². Auch Verletzungen, Unfälle oder Operationen können chronische Schmerzen zur Folge haben. Darüber hinaus können neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Tumorerkrankungen schmerzhafte Symptome hervorrufen. Bei vielen Betroffenen bleibt die genaue Ursache der Schmerzen jedoch unklar, was die Behandlung zusätzlich erschwert.

Das Endocannabinoid-System und die Rolle von Cannabis

Das Endocannabinoid-System ist ein wesentlicher Bestandteil der Schmerzverarbeitung im menschlichen Körper. Es besteht aus Rezeptoren, die auf Cannabinoide reagieren, wie sie in der Cannabispflanze vorkommen. Zu den beiden wichtigsten Cannabinoiden zählen THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). THC ist vor allem für seine psychoaktiven Effekte bekannt, während CBD überwiegend beruhigende und entzündungshemmende Eigenschaften aufweist.

Wie wirkt Cannabis bei chronischen Schmerzen?

Medizinisches Cannabis entfaltet seine Wirkung durch die Interaktion von THC und CBD mit den CB1- und CB2-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems. CB1-Rezeptoren befinden sich vorwiegend im zentralen Nervensystem und sind maßgeblich an der Schmerzwahrnehmung beteiligt. THC bindet an diese Rezeptoren und kann so die Schmerzsignale blockieren³. Dies führt zu einer Linderung der Schmerzen, insbesondere bei neuropathischen Schmerzen, die durch Schädigungen der Nerven verursacht werden.

CBD hingegen interagiert mit CB2-Rezeptoren, die vorwiegend im Immunsystem lokalisiert sind. Hier entfaltet es seine entzündungshemmenden Effekte, die vor allem bei entzündungsbedingten Schmerzen, etwa bei rheumatoider Arthritis, von Bedeutung sind. Durch diese doppelte Wirkung kann medizinisches Cannabis sowohl körperliche als auch psychische Schmerzen lindern und gleichzeitig das allgemeine Wohlbefinden steigern.

Studienlage: Was sagt die Forschung?

Die Forschung zu Cannabis bei chronischen Schmerzen hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass Cannabis in bestimmten Fällen wirksam bei der Schmerzreduktion sein kann⁴. Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 zeigte, dass insbesondere bei neuropathischen Schmerzen und bei Krebspatienten, die unter starken Schmerzen leiden, positive Effekte beobachtet wurden.

Jedoch betonen Wissenschaftler auch, dass weitere, groß angelegte klinische Studien erforderlich sind, um die genaue Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis als Schmerztherapie zu bewerten. Bisherige Studien weisen häufig auf eine moderate Schmerzlinderung hin, wobei die genaue Dosierung und das Verhältnis von THC zu CBD eine entscheidende Rolle spielen. Interessant ist dabei, dass Patienten unterschiedlich auf Cannabinoid-Therapien reagieren, weshalb die individuelle Anpassung der Behandlung wichtig ist.

Anwendung von Cannabis bei chronischen Schmerzen

Die Wahl der richtigen Cannabissorte und des Verhältnisses von THC zu CBD hängt von der Art der Schmerzen und den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. In Deutschland sind verschiedene medizinische Cannabisprodukte auf Rezept erhältlich, die sowohl THC- als auch CBD-haltige Präparate umfassen.

THC vs. CBD: Welches Cannabinoid ist das richtige?

Für die Behandlung von chronischen Schmerzen kommt es vor allem auf das richtige Verhältnis zwischen THC und CBD an. THC ist vor allem bei starken, neuropathischen Schmerzen wirksam, während CBD entzündungsbedingte Schmerzen lindern kann. Einige Studien legen nahe, dass eine Kombination beider Cannabinoide die besten Ergebnisse erzielt, da sie synergistisch wirken können.

Besonders wichtig ist die Berücksichtigung möglicher Nebenwirkungen. Während THC bei einigen Patienten unerwünschte psychoaktive Effekte hervorrufen kann, wird CBD in der Regel gut vertragen. Daher könnte eine Behandlung, die überwiegend auf CBD basiert, eine risikoärmere Alternative für Patienten darstellen, die keine psychoaktiven Wirkungen wünschen. In jedem Fall sollte die Therapie unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die optimale Dosierung und Anwendung zu gewährleisten.

Nebenwirkungen und Risiken von Cannabis

Wie bei jeder medikamentösen Therapie gibt es auch bei der Verwendung von Cannabis potenzielle Nebenwirkungen. Zu den häufigsten zählen Schwindel, Müdigkeit, trockener Mund und Konzentrationsschwierigkeiten. Bei höheren THC-Dosen kann es zudem zu psychischen Nebenwirkungen wie Angstzuständen oder Paranoia kommen. Langfristige Auswirkungen von medizinischem Cannabis sind bislang noch nicht ausreichend erforscht, weshalb Ärzte eine regelmäßige Überprüfung der Behandlung empfehlen⁵.

Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland

In Deutschland ist der Einsatz von medizinischem Cannabis seit 2017 unter bestimmten Voraussetzungen legal. Patienten, die unter schweren, chronischen Schmerzen leiden und bei denen herkömmliche Therapien nicht anschlagen, können von ihrem Arzt ein Cannabis-Rezept erhalten. Allerdings müssen die Kosten von den Krankenkassen nur in Ausnahmefällen übernommen werden, was die finanzielle Belastung für viele Betroffene erheblich erhöht.

Interessanterweise sind in Deutschland strikte Richtlinien für die Verschreibung von Cannabis in Kraft, was bedeutet, dass nur unter bestimmten Voraussetzungen und nach einem umfangreichen Genehmigungsprozess Zugang zu medizinischem Cannabis gewährt wird. Dies erschwert den Zugang zu einer potenziell wirksamen Behandlung für viele Patienten.

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Cannabis bei chronischen Schmerzen

Welche Erfahrung hast du mit Cannabis bei chronischen Schmerzen?

Studienlage: Was sagt die Forschung?

Die Forschung zu Cannabis bei chronischen Schmerzen hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass Cannabis in bestimmten Fällen wirksam bei der Schmerzreduktion sein kann⁴. Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 zeigte, dass insbesondere bei neuropathischen Schmerzen und bei Krebspatienten, die unter starken Schmerzen leiden, positive Effekte beobachtet wurden.

Jedoch betonen Wissenschaftler auch, dass weitere, groß angelegte klinische Studien erforderlich sind, um die genaue Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis als Schmerztherapie zu bewerten. Bisherige Studien weisen häufig auf eine moderate Schmerzlinderung hin, wobei die genaue Dosierung und das Verhältnis von THC zu CBD eine entscheidende Rolle spielen. Interessant ist dabei, dass Patienten unterschiedlich auf Cannabinoid-Therapien reagieren, weshalb die individuelle Anpassung der Behandlung wichtig ist.

Potenzielle Wechselwirkungen und Langzeiteffekte

Eine weitere wichtige Überlegung bei der Anwendung von Cannabis als Therapieoption für chronische Schmerzen sind mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Da Cannabis sowohl auf das Nervensystem als auch auf das Immunsystem wirkt, können in Kombination mit anderen Arzneimitteln, wie zum Beispiel Schmerzmitteln, Antidepressiva oder Blutdruckmedikamenten, unerwünschte Wirkungen auftreten. Es ist daher entscheidend, dass Patienten, die medizinisches Cannabis verwenden, dies unter ärztlicher Aufsicht tun und alle potenziellen Wechselwirkungen im Vorfeld besprechen.

Ein weiterer offener Forschungsbereich betrifft die Langzeiteffekte des Cannabisgebrauchs bei chronischen Schmerzen. Während kurzfristige Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt haben, fehlen bisher Langzeitstudien, die die Wirksamkeit und Sicherheit über mehrere Jahre hinweg untersuchen. Besonders im Hinblick auf die mögliche Entwicklung einer Toleranz gegenüber den schmerzlindernden Effekten von Cannabis sind weitere Untersuchungen notwendig. Dies gilt ebenso für die Frage, inwieweit die regelmäßige Einnahme von Cannabis das Risiko von Abhängigkeiten oder anderen psychischen Beeinträchtigungen erhöht.

Zukunftsperspektiven der Cannabinoid-Forschung

Die Forschung zu Cannabis und Cannabinoiden steht noch am Anfang, doch das Potenzial für die Behandlung chronischer Schmerzen ist enorm. Zukünftige Studien werden zeigen, welche Cannabinoide oder Kombinationen am effektivsten sind und wie Patienten optimal von dieser Therapie profitieren können. Zudem könnten neue Entwicklungen im Bereich synthetischer Cannabinoide oder individueller Behandlungskonzepte auf Grundlage des genetischen Profils von Patienten die Schmerzbehandlung weiter verbessern.

Fazit: Cannabis als ergänzende Therapieoption bei chronischen Schmerzen

Medizinisches Cannabis stellt eine vielversprechende Ergänzung zur Behandlung chronischer Schmerzen dar, insbesondere für Patienten, die auf herkömmliche Therapien nicht ausreichend ansprechen. Die Wirksamkeit von Cannabis hängt jedoch stark von der individuellen Situation des Patienten sowie der genauen Dosierung und Zusammensetzung der Cannabinoide ab. Obwohl die Studienlage erste positive Ergebnisse zeigt, sind weitere Forschungen notwendig, um die langfristigen Effekte und die optimale Anwendung von Cannabis besser zu verstehen.

Quellenangaben
  1. Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. „Definition chronischer Schmerzen.“ https://www.dgschmerzmedizin.de (Zugriff am 09. September 2024)
  2. Arthritis Foundation. „Osteoarthritis and Pain.“ https://www.arthritis.org (Zugriff am 16. September 2024)
  3. Baron, E. P. “Comprehensive review of medicinal marijuana, cannabinoids, and therapeutic implications in medicine and headache: What a long strange trip it’s been.” *Headache: The Journal of Head and Face Pain* (2015). https://go.drugbank.com/articles/A32824 (Zugriff am 10. September 2024)
  4. Häuser, W., et al. “Systematic review with meta-analysis of cannabinoids for chronic pain: A focus on the adverse effects.” *Journal of Clinical Medicine* (2020). https://www.bmj.com/content/374/bmj.n1034 (Zugriff am 15. September 2024)
  5. European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction. “Medical use of cannabis and cannabinoids.” https://www.emcdda.europa.eu (Zugriff am 11. September 2024)

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