Die Cannabis-Pflanze ist seit Jahrhunderten für ihre vielfältigen Eigenschaften bekannt. Zwei der bekanntesten Unterarten sind Cannabis Indica und Cannabis Sativa. Obwohl heute viele Sorten Hybride aus beiden genetischen Linien sind, gibt es noch deutliche Unterschiede, insbesondere für Züchter und Konsumenten. In diesem Artikel gehen wir auf die wichtigsten Unterschiede ein und beleuchten die botanischen, historischen und medizinischen Aspekte beider Pflanzen.
Herkunft der Cannabissorten: Indica, Sativa und Ruderalis
Die botanische Bezeichnung der Hanfpflanze lautet Cannabis Sativa L., wobei das „L.” für den Botaniker Carl von Linné steht, der die Pflanze ursprünglich klassifiziert hat. Sativa-Sorten stammen aus wärmeren, äquatorialen Regionen wie Südostasien und Teilen Amerikas, während Cannabis Indica aus kälteren Regionen wie dem Hindu-Kush-Gebirge in Afghanistan stammt. Es gibt zudem eine dritte, weniger bekannte Unterart: Cannabis Ruderalis, die in kalten Gebieten wie Russland vorkommt. Diese Pflanzen sind widerstandsfähiger und werden häufig in Kreuzungen verwendet, um Sorten zu züchten, die unabhängig vom Lichtzyklus blühen.
Es bleibt eine botanische Diskussion offen, ob Indica und Ruderalis eigene Arten oder Unterarten von Cannabis Sativa sind. Der Konsens geht derzeit eher davon aus, dass Indica und Ruderalis Unterarten von Cannabis Sativa L. sind.
Botanische Merkmale von Indica und Sativa
Die Unterschiede zwischen Indica und Sativa liegen nicht nur in ihrer Herkunft, sondern auch in ihrem Wuchsverhalten. Diese Unterschiede sind besonders für Cannabis-Züchter wichtig, da sie das Wachstum und die Pflege der Pflanzen beeinflussen.
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Sativa-Pflanzen wachsen in die Höhe und können mehrere Meter (Outdoor) groß werden. Sie haben dünne Stängel und lange, schmale Blätter. Ihre Blütezeit beträgt in der Regel bis zu 90 Tage, wenn sie unter Indoor-Bedingungen angebaut werden. Im Outdoor-Anbau kann die Blütezeit länger dauern, da die Pflanzen stärker von den natürlichen Lichtverhältnissen abhängig sind.
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Indica-Pflanzen wachsen deutlich gedrungen und buschiger in die Breite, mit dickeren Stängeln und breiten Blättern. Sie haben eine kürzere Blütezeit von etwa 40 bis 70 Tagen im Indoor-Anbau. Im Freiland kann diese Zeit variieren, abhängig von den klimatischen Bedingungen und dem Standort.
Wirkungen von Indica und Sativa
Historisch betrachtet, gab es markante Unterschiede in der Wirkung von Indica und Sativa. Die Eselsbrücke, dass Indica für „in die Couch” und Sativa für ein energetisches „High” steht, ist heute aufgrund zahlreicher Kreuzungen weniger relevant. Früher wurde Indica für seine entspannende Wirkung bekannt, während Sativa eine euphorisierende Wirkung haben sollte. Diese Unterschiede basierten hauptsächlich auf dem Verhältnis von THC zu CBD und der spezifischen Cannabinoid- und Terpenzusammensetzung.
Heute legen Studien nahe, dass die Wirkung einer Sorte weniger von der Unterart abhängt, sondern vielmehr vom Cannabinoid- und Terpenprofil. Diese Profile bestimmen maßgeblich den Entourage-Effekt, bei dem verschiedene Substanzen in der Pflanze zusammenwirken und die therapeutische Wirkung beeinflussen. Es gibt zwar immer noch Unterschiede in der Wirkung, jedoch können diese nicht allein auf die Klassifizierung in Indica und Sativa zurückgeführt werden.
Moderne Hybride: Die Vermischung der Genetik
In den letzten Jahrzehnten wurden viele neue Cannabissorten gezüchtet, die eine Mischung aus Indica- und Sativa-Genetik darstellen. Diese Hybriden bieten ein breites Spektrum an Wirkungen und Wachstumsverhalten. In der Praxis bedeutet dies, dass die meisten Cannabis-Produkte heute weder reine Indicas noch reine Sativas sind, sondern genetische Mischformen.
Cannabis Ruderalis hat durch seine widerstandsfähige Genetik und die Fähigkeit, unabhängig von Lichtzyklen zu blühen, ebenfalls Einzug in viele moderne Hybriden gefunden. Insbesondere Autoflowering-Strains, die Ruderalis-Gene enthalten, sind bei Anfängern im Cannabis-Anbau beliebt, da sie robuster und pflegeleichter sind.
Beispiele für Sativa-Strains:
- Sour Diesel: Bekannt für seinen durchdringenden, dieselartigen Geruch, bietet Sour Diesel ein schnell wirkendes, energetisches High, das häufig zur Steigerung von Kreativität und Fokus genutzt wird.
- Green Crack: Diese Sorte liefert ein intensives, zerebrales High, das oft als anregend und erhebend beschrieben wird. Green Crack wird für ihre Wirkung geschätzt, die Müdigkeit reduziert und den mentalen Fokus schärft.
- Jack Herer: Eine beliebte Sorte mit einem klaren, zerebralen High und kreativen Effekten. Jack Herer ist bekannt für ihre Fähigkeit, Energie zu spenden und gleichzeitig ein angenehmes Gefühl der Klarheit zu vermitteln.

Beispiele für Indica-Strains:
- Granddaddy Purple: Diese Sorte ist bekannt für ihre tief entspannende Wirkung, die oft mit Schläfrigkeit und einer schweren körperlichen Ruhe einhergeht. Granddaddy Purple wird oft bei Schlaflosigkeit oder chronischen Schmerzen eingesetzt.
- OG Kush: Ein klassischer Indica-dominierter Hybrid, der sowohl körperliche Entspannung als auch mentale Klarheit fördert. OG Kush ist bekannt für seine stresslösenden Eigenschaften und kann ein Gefühl der Euphorie erzeugen.
- Northern Lights: Eine der bekanntesten Indica-Sorten, die für ihre beruhigenden, schmerzlindernden und angstlösenden Effekte geschätzt wird. Northern Lights sorgt für eine tiefe körperliche Entspannung und wird häufig bei Schlafproblemen eingesetzt.
Anbau: Unterschiede in Pflege, Wachstum und Erträgen
Für Züchter sind die Unterschiede zwischen Indica und Sativa nach wie vor von Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf das Wachstumsverhalten, die Lichtanforderungen, die Pflege und den Ertrag der Pflanzen. Diese Faktoren wirken sich sowohl auf den Indoor- als auch den Outdoor-Anbau aus.
Sativa-Pflanzen wachsen hoch und können auch Indoor schnell weit über einen Meter erreichen. Unter Indoor-Bedingungen beträgt ihre Blütezeit oft 10 bis 12 Wochen, was sie für Grower, die schnelle Ernten anstreben, weniger attraktiv macht. Im Outdoor-Anbau kann die Blütezeit aufgrund natürlicher Lichtzyklen noch länger dauern. Sativas sind aufgrund ihrer Höhe und längeren Blütezeit besser für warme Klimazonen oder den Indoor-Anbau geeignet, wo die Lichtzyklen gesteuert werden können. Ihre Erträge sind im Vergleich zu Indicas oft geringer, jedoch produzieren sie tendenziell größere Blüten, was den Gesamtertrag pro Pflanze positiv beeinflussen kann.
Indica-Pflanzen wachsen kompakter und buschiger, was sie besonders für den Indoor-Anbau geeignet macht, da sie weniger Platz benötigen. Ihre Blütezeit ist mit 7 bis 9 Wochen deutlich kürzer als die von Sativas, was zu schnelleren Ernten führt. Im Outdoor-Anbau sind Indicas ebenfalls oft besser geeignet, da sie weniger empfindlich auf wechselnde Klimabedingungen reagieren und in kühleren Gegenden schneller reifen. Indicas sind bekannt für höhere Erträge pro Fläche, insbesondere im Indoor-Anbau, da sie schneller wachsen und dichter gepackt werden können.
Die Relevanz von Indica und Sativa heute
Die klassische Unterscheidung zwischen Indica und Sativa hat in Bezug auf die Wirkung heutzutage wenig Bedeutung. Für Konsumenten und Patienten ist es wichtiger, auf das genaue Cannabinoid- und Terpenprofil zu achten, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Die Kategorisierung in Indica und Sativa bleibt jedoch für Züchter und Anbauer relevant, da die Unterschiede im Wuchsverhalten die Planung und Pflege der Pflanzen beeinflussen.
Häufig gestellte Fragen zu Indica und Sativa:
Was sind die Hauptunterschiede zwischen Indica und Sativa?
Indica und Sativa sind zwei Hauptarten von Cannabis. Indica-Pflanzen sind in der Regel kürzer, buschiger und haben breitere Blätter. Sie bieten oft einen beruhigenden, körperlichen Effekt. Sativa-Pflanzen sind größer, haben schmalere Blätter und wirken meist anregender auf den Geist und fördern Kreativität.
Was sind Hybride aus Indica und Sativa?
Viele moderne Cannabissorten sind Hybride, die sowohl Indica- als auch Sativa-Eigenschaften kombinieren. Je nach Sorte kann der Hybrid eher eine beruhigende oder anregende Wirkung haben, abhängig von der genetischen Dominanz.
Wie unterscheiden sich Indica und Sativa im Wachstum?
Indica-Pflanzen wachsen in der Regel schneller und sind kleiner und kompakter, was sie ideal für den Innenanbau macht. Sativa-Pflanzen brauchen mehr Zeit zum Wachsen, werden größer und sind oft besser für den Anbau im Freien geeignet.
Beeinflussen Indica und Sativa auch den Geschmack?
Ja, sowohl Indica- als auch Sativa-Sorten haben unterschiedliche Geschmacksprofile. Sativas neigen zu fruchtigeren und süßeren Aromen, während Indicas oft erdigere und holzige Noten haben.
Welcher THC-Gehalt ist in Indica- und Sativa-Sorten zu erwarten?
Der THC-Gehalt kann stark variieren und hängt von der spezifischen Sorte ab. Generell wird Indica mit höheren THC-Konzentrationen in Verbindung gebracht, die starke körperliche Wirkungen erzeugen, während Sativa etwas geringere THC-Werte aufweisen kann, aber geistig stimulierender wirkt.
Wie beeinflussen Terpene die Wirkung von Indica und Sativa?
Terpene sind aromatische Verbindungen, die den Duft und Geschmack von Cannabis beeinflussen. Sie spielen auch eine Rolle bei der Wirkung der Pflanzen. Beispielsweise enthalten Sativa-Sorten oft Terpene wie Limonen, das stimmungsaufhellend wirken kann, während Indica-Sorten häufig Myrcen enthalten.